Training mit Corona

Zutritt zum Gebäude nur mit Mund-/Nasenschutz – und danach werden sofort die Hände desinfiziert.

„Es ist nur anders“
Im Verein mit Corona-Regeln leben

Kleinheubach. Es war eine schwierige Zeit – für die Mitglieder, für die Trainer, für die Camper und ganz besonders für Juanita Schwaab, die Vorsitzende der Wasser-Sport-Gemeinschaft Kleinheubach (WSG). Ganz vorbei ist die „Corona-Zeit“ noch nicht, aber seit ein paar Wochen darf zumindest wieder fast normal trainiert werden, und auch Camper stehen wieder auf der großen Wiese vor dem Bootshaus.

Die Jahreshauptversammlung 2020 der WSG war zeitig genug im Jahr, um korrekt im Bootshaus abgehalten zu werden. Mitte März dann kam der komplette Lockdown. Nichts ging mehr (außer am Telefon) … Die Leistungssportler des Vereins, von denen einige in Deutschlands Spitze mitfahren, durften die „Mucki-Bude“ im Bootshaus nicht mehr nutzen. Andere trauerten ihrer allsonntäglichen Stunde BBP (Bauch-Beine-Po) an gleicher Stelle nach. Das ganze große Gelände war wie überall Sperrzone.

Mit einer Ausnahmegenehmigung des Landkreises durften schließlich einige Rennsportler wieder ihre Kajaks aus dem Bootsstall holen und einsam auf dem Main ihre Trainingsrunden ziehen. In ihr Boot gelangten sie über eine Holzplanke, die einen Steg ersetzte. So war gewährleistet, dass ihnen niemand begegnete.

Was ist erlaubt?

Dann kamen die ersten heiß ersehnten Lockerungen des Bayerischen Innenministeriums, und die Arbeit begann – erst einmal vor allem für die Vorsitzende. Denn eine Anleitung, wie jetzt was wann wo gehandhabt werden muss, fehlte komplett. Zumal die Landkreise das Eine eher eng sahen und mit anderem weniger Probleme hatten.

Die alljährliche Kanu-Regatta wurde sicherheitshalber abgesagt, Großveranstaltungen waren zwar nur bis Ende Juni verboten – aber die Gesetzeslage änderte sich in 14-tägigem Abstand. Niemand konnte voraussagen, was zum angesetzten Zeitpunkt Mitte Juli erlaubt sein würde und was nicht …

Juanita Schwaab musste Informationen einholen und sich durchwühlen durch Handlungsempfehlungen, Rahmenhygienekonzept, Übergangsregeln. Was ist erlaubt? Und wenn, wie können die Hygiene- und andere Vorschriften umgesetzt werden?

Der Datenerfassungsbogen muss ausgefüllt werden

Als Ergebnis hatte sie schließlich u. a. zwei Seiten Verhaltensregeln für das Wassertraining und nochmal zwei Seiten Verhaltensvorschriften für den Trainingsraum zusammengeschrieben. Da ist die Rede von (selbstverständlich) Maskenpflicht im Gebäude und im Freien, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, von Hände-Desinfektion, untersagtem Körperkontakt und Einhaltung des Mindestabstands. 

Dazu kommt die Dokumentation der Trainingsgruppen, um im Infektionsfall die Kontakt-Kette nachverfolgen zu können. Der Datenerfassungsbogen ist vor jedem Training ausgefüllt beim Trainer abzugeben.

„Boote und Paddel aus Vereinseigentum werden durch die Trainer zugeteilt“, heißt es in den Verhaltensregeln. Und weiter: „Schwimmwesten werden bis Saisonende den einzelnen Kanuten zugeteilt. Diese sind immer mit nach Hause zu nehmen und am Ende der Paddelsaison gereinigt und desinfiziert zurückzugeben.“

Die Abstandsregeln halten alle ein

Wie sehr die Kinder alle diese Auflagen ohne Murren beherzigen, ist erstaunlich. „Wo hast Du denn Deine Schwimmweste gelassen?“ fragt Trainer Manfred Wolf ein Mädchen, das wartend mit Paddel in der Hand auf der Wiese steht. „Mama holt sie gerade“, kam als Antwort zurück. Ja, wenn Mama nicht wäre …

Die Kinder haben sich daran gewöhnt: Sie erscheinen mit „ihrer“ Schwimmweste im Arm zum Training und nehmen sie anschließend wieder mit nach Hause. Einige tragen ihren Mund-Nasen-Schutz fast bis sie im Boot sitzen, und die Abstandsregeln halten alle ein. Wobei Familien davon ausgenommen sind, und davon kommen einige zu den Trainingsstunden.

Jeweils zwei Gruppen zu je sechs Kindern/Jugendlichen gehen an diesem Dienstag aufs Wasser. Es ist schwül, aber der Trainer holt die Boote mit Maske aus dem Gestell im Bootsschuppen. „Es ist nicht schwerer als früher − aber anders“, sagt Manfred Wolf. Er lässt sich von den Anforderungen der Kontakt- und Hygienemaßnahmen nicht stressen.

Eine neue Disziplin

Den Kindern tut es auf jeden Fall gut, dass ihre soziale Welt wiederhergestellt ist und sie sich wieder regelmäßig sehen können. Wenn auch mit Abstand – aber diese 1,5 m werden teilweise auch als wohltuend empfunden. Gedränge am Steg, übermütiges Geschrei und Herumtollen wie an vielen Sommertagen der vergangenen Jahre bleibt im Moment weitgehend aus. Eine neue Disziplin ist eingekehrt.

Diese Disziplin macht sich auch auf dem Camper-Gelände zwischen Main und Bootshaus bemerkbar. Während in den vergangenen Jahren hier ein Wohnwagen neben dem nächsten Campingbus stand, ist jetzt deutlicher Abstand gewahrt. Die WSG hat den Rasen in große Parzellen eingeteilt, diese mit Steinplatten abgegrenzt und mit Farbe nummeriert. „Dazwischen bleibt ein 5 m breiter Fahrstreifen frei, damit jeder bequem und sicher zu seinem Platz oder wieder nach Hause fahren kann“, sagt Juanita Schwaab. Zudem wird genau erfragt, woher ein Gast kommt und wie hoch die Covid-19-Zahlen in seinem Heimatgebiet sind. Man will kein Risiko eingehen. „Aber es wäre noch schöner, wenn sich jeder freiwillig an die Regeln halten würde!“ 

Bei aller Disziplin, die hier vorbildlich gelebt wird – es gibt doch immer wieder „Querdenker“, die auf einer Sonderstellung beharren. Das abzustellen und dennoch die Harmonie im Verein und auf dem Platz zu wahren, ist eine Herausforderung, für die es keine Anleitung gibt …

Uschi Zimmermann

 

In den Bootshallen gilt Maskenpflicht! Auch wenn Trainer Manfred Wolf ein Kajak herausholt.
Vorbildlich verhalten sich die Mitglieder: mit Maske und/oder großem Abstand. Nur Angehörige einer Familie stehen eng beieinander.
Sogar beim Warten auf den Trainer und das Einsteigen in die Boote halten alle den gebotenen Abstand.
Schilder machen überall auf die geltenden Abstandsregelungen aufmerksam.
Der Camperplatz ist in Parzellen eingeteilt – mit viel Abstand zwischen den einzelnen Fahrzeugen.
Zutritt zum Gebäude nur mit Mund-/Nasenschutz – und danach werden sofort die Hände desinfiziert.