64. Mainregatta Kleinheubach 2025

Paddeln als gäbe es kein Morgen mehr – Kleinheubacher Kanu-Regatta begeistert

 

Kleinheubach. Schweißgebadet … Das waren nicht nur die Rennsportler bei der Kanu-Regatta der Wasser-Sport-Gemeinschaft Kleinheubach (WSGK), sondern auch die vielen Zuschauer. Einige der Paddler „gönnten“ sich ein abkühlendes Bad im Main und wurden gleich von der Wasserwacht mitsamt Boot und Paddeln aus dem Wasser gefischt. Die Kinder funktionierten das Wasser des Mains in ein Schwimmbad um, den Zuschauern war das erfrischende Bad in der Regel nicht vergönnt.

Sie suchten stattdessen den Schatten, den einige wenige Bäume, dafür umso mehr bunte Sonnenschirme spendeten. Vor allem aber: Das Publikum blieb trotz der ungemein hohen Temperaturen und Sonneneinstrahlung vor Ort! Die Menschen genossen das Spektakel, das die gemeldeten 656 Teilnehmer aus 37 Vereinen von Schaffhausen bis Hof, ins Rheinland und bis Saarlouis boten. Der Spaß der Akteure übertrug sich in jedem Fall auf deren Fans.

Wobei die reibungslose Organisation unter dem Sportlichen Leiter Kai Wirl daran einen großen Anteil hatte. Pünktlich wie ein Uhrwerk gingen die 230 Rennen am Samstag und Sonntag über die Bühne. Auch die Schifffahrtspausen wurden eingehalten, und als ein mit etwas Verzögerung ankommender Bergfahrer kurz vor den letzten Rennen noch die Schleuse erreichen wollte, konnte auch der hierdurch verursachte Zeitverzug eingeholt werden. Also eine rundum gelungene Regatta, wie auch eine ganze Anzahl an Besuchern und Vereinen bestätigten.

Mit Energie und Köpfchen zum Sieg

Die Attraktionen jedoch lieferten die Athleten auf allen Strecken: 200 m, 500 m und Langstrecke. Sie schonten sich nicht. Sie gaben alles: vom ersten bis zum letzten Paddelschlag! Der bedingungslose Siegeswille war schon an ihrem Fahrstil zu erkennen. Paddeln mit ungeheurer Energie, aber auch mit Köpfchen. Wie zum Beispiel Felix Wirl, der fahrtechnisch absolut in die Fußstapfen seines einst äußerst erfolgreichen Vaters (1997 Deutscher Meister mit Kay Rogge) getreten ist. 5.000 Meter musste er in der Leistungsklasse auf der Langstrecke bewältigen. Felix paddelte davon gut 4.900 Meter an vierter Stelle. Er ließ den engen Kontakt zu den drei Spitzenbooten nie abreißen. Er wusste: Es kommt seine Zeit! 100 Meter vor dem Ziel – genau vor den Augen der tobenden Zuschauer – zog er den Sprint an und überholte einen nach dem anderen. Die drei vor ihm liegenden Konkurrenten hatten dem nichts entgegenzusetzen und mussten den Kleinheubacher vorbeiziehen lassen.

Oder die Kleinheubacher jungen Damen Lea und Annika Wirl. Ob im Vierer mit Teamkameradinnen, im Zweier – auch mit anderen Partnern – oder im Einerkajak: Ihr Ehrgeiz war spürbar. Sie paddelten, als gäbe es kein Morgen mehr! Und holten so mehr als einen Sieg. Besonders beeindruckte die 18-jährige Lea Wirl im mixed Rennen der Leistungsklasse, bei dem die Bootsbesatzungen aller Interessenten (unabhängig von Verein, Können und Alter) ausgelost wurden. Dabei gab es Pechvögel, man konnte aber auch leistungsstarke Partner zugeteilt bekommen.

Mit Goldmedaille belohnt

Wie Lea Wirl, die mit Julian Kaske aus Koblenz-Metternich das große Los gezogen hatte. Die beiden hauten vom ersten Paddelschlag an alles raus, was ging. Im Vorlauf und erst recht im Endlauf, den sie trotz starker Konkurrenz auch aus den eigenen Reihen (3. Platz Annika Wirl/Levin Benker vom KC Schaffhausen, 4. Platz Mia Wirl/Daniel Schmiech von der TSG Heilbronn, 5. Platz Lina Wirl/Christian Karnbach von der PG Kaiserslautern) gewannen. Die erstaunlich große Zahl von 74 Sportler-/innen hatten für diese Rennen gemeldet. Das ergab 37 Boote = vier Vorläufe, in denen jeweils nur die besten zwei Boote ins Finale kamen.

Dabei waren wahrlich auch international renommierte Paddler am Start. Z. B. Vincent Hoiß von der DRC Neuburg, der dieses Jahr für Karlsruhe startet, Julian Schmiech (TSG Heilbronn) und Leni Kliment vom PSV Langenprozelten, die noch im letzten Jahr im deutschen Junioren-Nationalteam starteten.

Spaß hatten die Zuschauer aber auch bei den Rennen der ganz Kleinen: „Ihr müsst noch ein bisschen paddeln, bis Ihr im Ziel seid“, rief Regattasprecher Detlef Amthor zwei jungen Damen durch das Mikrofon zu. Doch für Siebenjährige ist es nicht so einfach, sich zu konzentrieren. Wo doch am Ufer und überhaupt so viel los ist! Aber irgendwann fanden sie die unsichtbare Ziellinie doch noch … Andere überquerten das Ziel erst nach einem nicht unbedingt gewollten Zick-Zack-Kurs. Aber vielleicht freuten sie sich, dass sie nicht gekentert waren. Die beiden jüngsten Aktiven, Klea Ochsmann (Saarlouis) und Laurin Seßner (Ansbach) waren übrigens gerade mal sechs Jahre alt und paddelten gegen ein und zwei Jahre ältere Mädchen bzw. Jungs. Den Sieg schafften sie in ihrem Rennen (noch?) nicht, wurden für ihren Einsatz aber mit einer Goldmedaille belohnt.

Knirpse zwischen Erwachsenen

Wie die Mutter/der Vater, so die Tochter/der Sohn – oder wie die Tante/der Onkel, so die Nichte/der Neffe. Das las sich zwar in manchen Rennen schon aus der Startliste, aber das ist in Kleinheubach auch alljährlich der Leitspruch für die Rennen im Generationen-Vierer. Für die Familie Wirl ist es kein Problem, einen oder sogar zwei Familien-Vierer zu besetzen. Inzwischen zieht die Familie Schmiech aus Heilbronn nach. Andere Vereine stellen die Bootsbesatzungen, in der jeweils männliche bzw. weibliche Sportler-/innen aller Alterskategorien in einem Viererkajak paddeln, aus der Schar ihrer Mitglieder. Es ist ein Spaß für Jung und Alt – erst recht für das Auge der Zuschauer, wenn zwei Knirpse zwischen Erwachsenen sitzen und wie Zwerge wirken. Oder wenn der kleinen Maja eingeimpft wird, ja nicht zu paddeln, um das Boot nicht zu bremsen. Sie hielt eisern über die gesamte Distanz von 200 Metern das Paddel vor sich ausgestreckt in die Höhe und erreichte mit dieser Taktik im Team mit Annika, Lina und Hanna noch den 4. Platz im Finallauf.

Auch in der olympischen Disziplin Kanurennsport geht es nicht nur um Sekt oder Selters. Wenn Rennen mit Spaß im Programm stehen, nimmt man umso lieber Hunderte von Autokilometern auf sich, um zur Regatta zu kommen. Neben den Rennen in Generationen-Vierern sind die mixed-Rennen genauso beliebt. Da paddeln weibliche mit männlichen Sportlern gleichen Alters aus einem Verein miteinander, und wenn für den Viererkajak noch jemand fehlt, fragt man in einem anderen Verein nach. Und freut sich über die neue Team-Zusammensetzung.

Am Sonntag gab es noch mehr zu feiern als nur sportliche Erfolge: Gleich zwei junge Damen feierten mit lautem Ständchen und Sekt Geburtstag – einen 19. und einen „25.“. Unterstützt wurde alles per Mikrofon durch den Regattasprecher und seinen jungen „Helfer“ Liam, der eifrig die Bootsnummern und (mit etwas mehr Mühe) die Namen der Teilnehmer vorlas. Der Jugend von heute gehört die Zukunft von morgen!

Es gibt wieder Nachwuchs

Vielleicht auch beim Sport? Es gibt Vereine, die müssen keinen Nachwuchsmangel beklagen. Andere standen im Leistungssport schon kurz vor dem Aus (teilweise auch wegen fehlender Trainer). Umso erfreulicher, dass aus Unterfranken auch wieder einiger Nachwuchs aus Langenprozelten und von der TG Würzburg-Heidingsfeld am Start war. Im Moment noch ohne reelle Gewinnchance, aber das kann sich im Laufe der nächsten Jahre durchaus ändern.

Am Ende führte in der Wertung der Vereine die WSG Kleinheubach die Liste mit 615 Punkten an vor dem WSV Lampertheim (469 Punkte) und der Paddlergilde Kaiserslautern (370 Punkte). Aus Unterfranken erreichten der SSKC Aschaffenburg den 8. Platz (273 Punkte), der PSV Langenprozelten Rang 11 (178 Punkte), die RG Bayern Rang 12 (151 Punkte). die TGW Heidingsfeld den 23. Platz (74 Punkte) und der KSK Aschaffenburg mit 16 Punkten den 32. Rang. Allerdings hatte die WSG Kleinheubach mit 72 Sportlern die meisten Teilnehmer gemeldet, der KSK Aschaffenburg hingegen lediglich zwei Aktive.

 

Bilder

 

Text + Fotos: Uschi Zimmermann