61. Kleinheubacher Main-Regatta
WSG siegt vor WSG vor WSG …
61. Kleinheubacher Main-Regatta fördert soziale Kompetenz
Kleinheubach. Sie waren die Schnellsten – mit Abstand – und sie stellten die jüngste Sportlerin der Kleinheubacher Regatta im Kanurennsport: die Wasser-Sport-Gemeinschaft Kleinheubach (WSGK). Mit 686 Punkten führte die WSG (54 Teilnehmer) am Ende mit Abstand die Vereinswertung an, gefolgt von der VFK Saar (18 T., 375 P).
Nicht nur die WSGK, auch andere Vereine hatten schnelle Rennsportler am Start, wie der WSV Lampertheim, der KC Schaffhausen oder die VFK Saar – aber gegen die geballte Manpower vom Untermain konnten sie in der Herren Leistungsklasse nicht viel ausrichten.
Es siegte ja nicht einmal ein einziger Sportler der WSGK, sondern oft gleich zwei (Florian Winkler-Opitz und Ken Pfeiffer), manchmal sogar drei oder vier (z. B. Thomas Reith, Simon Hoiß) – und selbst nach den Ausscheidungen in Vor- und Zwischenläufen standen am Ende z. B. im Zweierkajak über 200 m fünf (!!!) Kleinheubacher Booten noch drei Kajaks aus anderen Vereinen gegenüber! Immerhin überließen vier Zweier der WSGK dem Duo Specht/Treuer vom WSV Lampertheim die heiß umkämpfte Silbermedaille. Das Siegerboot Winkler/Pfeiffer war da allerdings schon längst durch die Ziellinie gepaddelt.
Im Finale der Einerkajaks über 200 m standen fünf kleinheubacher vier auswärtigen Rennsportlern gegenüber. Das Ergebnis: 1. Ken Pfeiffer, WSGK; 2. Florian Winkler, WSGK; 3. Marvin Tetz, WSGK; 5. Thomas Reith, WSGK; 6. Simon Hoiß, WSGK; 7. Jörn Faßnacht, SSKC – nur Merlin Treuer (WSV Lampertheim) schaffte es, sich auf den 4. Platz dazwischenzuschieben. Hoffentlich sieht das Ende August bei den Deutschen Meisterschaften in Brandenburg ähnlich aus, wenn es gegen die Nationalmannschaft geht …
Die weibliche Jugend dominierte Annika Wirl (WSGK), deren Geschwister, Cousins und Cousinen aber ebenso viel Ehrgeiz bewiesen wie ihre Tante Silke Wirl, die trotz ihrer über 40 Jahre in der Damen Leistungsklasse die deutlich jüngeren Konkurrentinnen scheinbar mühelos hinter sich ließ.
Die jüngste Aktive war Maja Wirl (WSGK), die mit ihren sieben Jahren das erste Rennen ihres Lebens fuhr und gleich zeigte, was eine Harke ist (oder eine Wirl …): Sie paddelte gleich zwischen zwei Achtjährige zu Silber.
Kanusport macht Spaß! Nicht nur den Familien Faßnacht oder Wirl bei den beliebten Rennen „außerhalb der Wettkampfbestimmungen“, wie K2 Mixed (= männlich und weiblich in einem Boot), und insbesondere bei den sonst selten gefahrenen Generationen-Vierern. Unglaubliche 17 Boote bei den Herren und 10 bei den Damen erforderten Ausscheidungsrennen. Wer siegte in den Finals? Bei den Herren die DJK Ruhrwacht vor der WSG Kleinheubach (mit Joschua, Jakob, Ben und Jan Wirl), bei den Damen lautete das Ergebnis: WSGK (Silke, Mia, Lea und Katja Wirl) vor WSGK (Antonia Kasecker, Andrea, Anna und Laura Höfner), auf Platz 4 kamen Hanna, Lina, Annika und Meike Wirl (WSGK) … Und allen stand die Freude ins Gesicht geschrieben!!!
Aber dieses Mal begann der Spaß schon vor dem Start der Regatta: beim Studieren des Programms! Da wurde ein „Heinz Mustermann“ angekündigt (beim Melden der Sportler stand der Name des Sportlers wohl noch nicht fest) – oder bei einem Rennen im Zweierkajak sogar mehrfach „Mitfahrer gesucht“, dahinter eine Telefonnummer. Der Mitfahrer fand sich schnell: Jakob Wirl (WSGK), der mehrfach als spontaner Partner bei der VFK Saar einsprang.
So entwickeln sich oft dicke Freundschaften unter den Sportler*innen aus. Freundschaften, die über Jahrzehnte halten – und durch die sich der Kanurennsport schon immer auszeichnet. Man trifft sich an so vielen Wochenenden vom Frühjahr bis in den späten Herbst bei Regatten, im Winter auch immer wieder bei Lehrgängen. Sogar das Trainingslager über Pfingsten am Levicosee im Trentino vereinte Neuburg und Kleinheubach mit Sportlern und weiteren zahlreichen Vereinsmitgliedern. Soziale Kompetenz entsteht hier ganz nebenbei durch den Sport.
Eine Episode am Rande: Die am Main heimischen Kanadagänse kennen Paddler vom täglichen Training und lassen sich davon nicht so leicht erschüttern. Aber die Regatta mit Rennen im 5-Minuten-Takt brachte ihr sonst beschauliches Leben komplett durcheinander! Immer wieder herrschte im Ziel tierische Lebensgefahr mit nur knapp verhinderten Zusammenstößen zwischen Boot und Tieren. Das schien irgendwann zu viel zu sein – es folgte der Aufstand: In breiter Reihe formierten sich die Gänse und schwammen über lange Distanz energisch Richtung Start, wo sie sich todesmutig zwischen die gerade wieder in einer Reihe aufgestellten Kajaks platzierten. Quasi als Ende ihrer Demonstration …
Text + Fotos: Uschi Zimmermann